Montag, 22. August 2011

Bewerbung mit eigener Homepage

Meistens fängt es ja ganz harmlos aus. Wir kriegen ein Mail, ein Kandidat hat eine interessante Stelle entdeckt und will sich bei uns bewerben. Soweit so gut. Dafür sind wir da. 

Immer häufiger ist dann anstelle eines angehängten vollständigen Bewerbungsdossiers ein Link aufgeführt mit der Aufforderung, alles weitere auf der selber erstellten Homepage anzuschauen. Die für die Anmeldung notwendigen Angaben (Benutzerkennung, Passwort) wird meistens im Mail aufgeführt. 

Also los: 
Vorausgesetzt, das Passwort funktioniert (was nicht immer der Fall war), landet man dann auf einer mehr oder (meistens) weniger gelungenen Homepage (ach wie lustig doch all die farbigen, blinkenden Icons sind....). 

Dort beginnt dann das Suchen. Wo ist jetzt der CV abgelegt, wo die Zeugnisse, wo die Diplome und Ausbildungsnachweise? Diese Dokumente sind sehr häufig sehr gut versteckt und es braucht einige Klicks und viel Erfahrung und Intuition. Meistens sind ganz viele Informationen zu finden, die zwar manchmal durchaus lustig aber für die Bewerbung nicht relevant sind. Ferienfotos zum Beispiel, Fotos von Ausflügen, Fotos der Kinder, der Haustiere, des Hauses, der Verwandten, von Festen, Treffen, Anlässen. Dazu kommen Zitatensammlungen und Links auf Humor-Pages mit Witzen und lustigen Bildern. Letzte Woche fand ich den ersten selber gebastelten Film auf der Page. Und der Höhepunkt einer Online-Bewerbung war ein Aufruf auf der Startseite, sich doch mit einer Spende am Nationalratswahlkampf zu beteiligen. Der Kandidat wollte nämlich nebst einem neuen Job auch noch in den Nationalrat.

Liebe kreative und technisch versierte KandidatInnen:
- es macht wenig Spass, alle relevanten Informationen mühsam mit unzähligen Klicks zusammensuchen zu müssen
- es macht wenig Spass, für ein vollständiges Dossier 28 einzelne Dokumenten anzuklicken und "downzuloaden"
- es macht wenig Spass, minutenlang all den Links zu folgen um auch noch z.B. die Arbeitszeugnisse zufällig zu entdecken
- es macht wenig Spass, all die für eine Bewerbung nicht notwendigen Fotos und Links anschauen zu müssen (doch, manche der Fotos machen doch ein bisschen Spass, meistens aber unfreiwillig)
- es macht keinen Spass, dann trotzdem noch per Mail oder Telefon nachfragen zu müssen weil ein Link nicht funktioniert, ein Dokument nicht angeschaut werden kann oder die entsprechende Software noch extra geladen werden müsste. 

Als Personalberater nehmen wir den Aufwand in Kauf und schauen jede Bewerbung seriös an (sofern wir sie auch wirklich finden). Wir kennen aber Firmen, die ignorieren solche Bewerbungen und schicken dann halt eine Standardabsage (...andere passen besser...). 

Wir sind übrigens nicht die einzigen, die an Bewerbungshomepages nicht nur eitel Freude haben. 

Klickende Grüsse
Gabriel Bosson

Keine Kommentare: